Kommentare

Hallo Rizcasimir,
zwei Seelen ach...
Zum Ersten Kündigst Du ganz entspannt einen Grundkonsens auf, an dem ich nicht rütteln lasse:
Ein Menschenleben hat kein Preisschild.
Du befindest Dich in der guten (?) Gesellschaft der Kinderimmittelmeerertrinkenlasser und ähnlicher "Bürgerlicher".
Dafür also rote Karte.
Wenn Du aber diese Zeilen verwunden hast und noch liest.
Zum Zweiten täte etwas Entspannung dem Land gut, aber wie schon beim Regierungstrojaner folgt halt das Volk in grosser Zahl denen, die Terroristen- und Virenpanik verbreiten.
Die Quarantänemassnahmen waren gut und richtig - das Virus ist gekommen um zu bleiben, früher oder später kriegen wir es alle, aber halt bittschön nicht alle gleichzeitig.
Jetzt liegt es an uns, und da hast Du vollkommen recht, zu wehren dass hier im Namen des gesunden Volkskörpers durch die Hintertür mehr Totalitarität ins Gesellschaftsgeschehen gebracht wird.
Dem Anliegen dienst Du leider, siehe oben, nur begrenzt.
Auch wenn Du Recht hast, dass Politik immer in der Verteilung von zuwenig Mitteln an zuviele Interessenten besteht, wollte ich erst eine breite öffentliche (!) Meinungsbildung, bevor panikhaft ein Ergebnis vorweggenommen wird (wie zB. Stop Intensivmedizin ab 85. Geburtstag... ausser es hat wer eine Spezialversicherung dafür sich leisten können).
Tofudog, es sind meistens ganz gute Leute, die deinen "Grundkonsens" teilen. Die meisten meiner Freunde gehören auch dazu. Ich bin unter ihnen mit meiner Haltung ziemlich allein. Aber ich finde, ihr macht einen Denkfehler. Überlege mal: Konsequenterweise müsstest du dafür sein, einen kompletten Lockdown auf ewig weiterzuführen. Denn nur so können die jährlichen Grippetoten und Opfer sonstiger ansteckender Krankheiten vermieden werden. Kein vernünftiger Mensch würde das aber wollen. Warum? Weil damit unser Sozialleben und unsere Wirtschaft komplett zerstört würden. Das ist nichts anderes als eine Kosten/Nutzen-Abwägung. Mit anderen Worten: Menschenleben bekommen ein Preisschild! Es klingt grausam, ich weiss, aber es ist eine Realität, vor der man nicht die Augen verschliessen sollte.

Meiner Meinung nach sind die Massnahmen masslos. Die Lebensgrundlage ganz vieler Menschen wird zerstört, wird geopfert, um andere zu "schützen". Wovor? Vor dem Tod? Mit 80? Es stellt sich wirklich die Frage, ob wir (die zahlenden Generationen) bereit sein wollen und können, Menschenleben um JEDEN Preis zu retten. Komischerweise darf man bei Corona diese Frage nicht stellen. Wohingegen zum Beispiel bei baulichen Massnahmen zum Schutze von Verkehrsteilsnehmern ganz klar abgewägt wird, wie viel ein Menschenleben wert ist. Als Coronapatient wird man privilegiert - die anderen Patienten haben hinten anzustehen. Menschen sterben, weil sie nicht mehr zum Arzt oder ins Spital gehen. Menschen sterben, weil sie keinen Zugang mehr haben zu medizinischer Versorgung, Menschen sterben, weil sie (jetzt häufiger) Opfer häuslicher Gewalt werden, Menschen sterben, weil sie nichts mehr zu essen haben, Menschen verwahrlosen, verzweifeln, vereinsamen, bringen sich um. All diese Tote werden nicht gezählt. Aber wenn Coronapatienten nach der Behandlung immer noch Beschwerden haben, dann wird das auf einer ganzen Zeitungsseite thematisiert. Und all die anderen? Nochmals: All die anderen? Klar soll den Coronapatienten geholfen werden, aber den anderen auch. Klar, sollen die Risikogruppen geschützt werden. Aber die anderen auch. Klar, soll man solidarisch sein. Aber auch zu anderen. Und nicht nur jetzt. Es gibt nur noch Corona. Dieser Tunnelblick ist meiner Meinung nach gefährlich und legitimiert offenbar Massnahmen, die deutlich die Grundrechte der Menschen beschneiden und für viele den Tod bedeuten. Man darf an allem sterben, nur nicht an Corona. Wenn man kritisch hinterfragt, wird man als Verschwörungstheoretiker/in oder Nazi hingestellt. Das ist äusserst bedenklich.

"...die Kapazitäten der Spitäler etwas ausbauen...und dann versuchen, die Infektionsrate auf einem Niveau zu halten, welches das Gesundheitssystem gerade noch bewältigen kann."
Ersetze "gerade noch" mit "gut" und Du schlägst genau das vor, was bereits gemacht wird.
Man kann IMHO sogar behaupten, man hat es "zu gut" gemeint/gemacht; man hätte mehr vom regulären Spitalbetrieb aufrecht erhalten können (aber dies wusste man nun wirklich erst im Nachhinein).
Aber ganz ehrlich, ich glaube, Du wirst Deine "Antworten" demnächst erhalten. IMHO waren die Leute die letzten paar Tage - und seit gestern deutlich - wieder so unterwegs wie vor Corona.
Also, wir sind jetzt seit etwa 10 Tagen unter 50 Neuinfektionen pro Tag. Das Ziel scheint mir doch zu sein, möglichst auf 0 runterzukommen. Was eben in meinen Augen nur die Krise ins Unendliche zieht.
Wie gesagt: Am stossendsten finde ich momentan, dass jegliche politische Meinungsäusserung im öffentlichen Raum verboten ist. Das steht in keinem Verhältnis zum Ziel der ganzen Massnahmen.
Ich bin damit einverstanden, dass Massenveranstaltungen verboten bleiben, wo man sich sehr nahe kommt, wie zB grosse Konzerte. Aber mir geht es viel zu weit, dass man nicht im Park mit 5 Freunden zusammensitzen kann. Genau solches könnte man lockern ohne schwerwiegende Folgen auf die Infektionszahlen.

Deine Freiheitsliebe hört da auf, wo sie die Freiheit der anderen beschränkt und geringer schätzt. Alter ist relativ. Mit guter Lebensqualität ein hohes, selbstbestimmtes Alter zu erreichen, ist ein hohes Gut, für das wir in der Schweiz ins Gesundheitssystem investiert haben und investieren. Du vertritts und suggerierst, dass es vernachlässigbar und vertretbar ist, wenn Menschen sterben, die (noch) nicht sterben müssten, andere Menschen, nicht du.
Ich finde es legitim, dass du dir Gedanken über die Massnahmen machst und wie man diese gegebenenfalls verbessern könnte und was dir persönlich nicht gefällt- aber nur, wenn das Wohl aller dabei berücksichtigt wird, du bist nunmal Teil einer Gesellschaft. Wenn dir das nicht gefällt, darfst du dich für dich selbst ganz alleine rausnehmen, es zwingt dich keiner, hier zu leben.
Ich finde es bedenklich, mit welchen Überlegungen und Argumenten du auftrittst, du überschreitest da meiner Meinung nach definitiv Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Ich an deiner Stelle würde deine lässige Grosszügigkeit, wenn andere sterben, wirklich mehr in Frage stellen, als Grundrechte einfordern und dies hier kund tun.
Es braucht keine Gruppierungen, die dafür sorgen, dass unserer Grundrechte möglichst bald wieder hergestellt werden. Du brauchst nur Mut, dich ernsthaft selbst zu hinterfragen und versuchen zu verstehen, wovor du ganz alleine Angst hast und was dich hemmt, Verantwortung für dich, aber auch für deine Mitmenschen zu übernehmen. Das kann dir keine Regierung noch sonst wer abnehmen, das musst du schon selbst tun. Aber glaube mir, vermutlich musst du dann auch keine Angst mehr haben, dass dir deine 'Grundrechte genommen' werden.
War mir durchaus bewusst, dass meine Antwort nicht auf Verständnis stossen noch (Selbst)Reflektionen oder gar das Hinterfragen und Überdenken deiner Position anregen würde. Auch wenn Argumentationen im Internet erfahrungsgemäss kaum Nutzen haben, ich finde es doch notwendig, einen Nachtrag zu verfassen- Hier nochmals klar und deutlich: Es geht darum, dass es - aus Gründen die ich meinen Mitmenschen und dir hier gar nicht erst erklären muss - einfach keine irgendwie vertretbare Argumentationsweise, Sichtweise oder Haltung ist, Menschen in irgendeine Kategorie (sei es Alter, Geschlecht, Rasse (!) ) einzuteilen, weder für intensivmedizinische Massnahmen noch für sonstwas - es sind alle genau gleich Mensch wie du und ich, nicht mehr und nicht weniger! Deutlicher: als Gegenvorschlag zu dir, die 'Alten zu opfern' (also von der Intensivpflege auszunehmen), nehmen wir doch stattdessen einfach deinesgleichen (freiheitsliebende Demokraten, die Ihre Rechte zurück wollen), verschieben alle auf eine Insel und 'Entlasten' mal so unser System, ergo, wäre ja auch wieder für alle anderen, die dann noch bleiben 'mehr' verfügbar und es wären weniger Einschränkungen nötig - und du könntest sogar öffentlich auf der Insel jedem deine politische Meinung kund tun ohne dass es dir verboten wird. Und alle, die es nicht so sehen wie du haben dann auch weniger Einschränkungen - einzig und alleine DU müsstest dann auf das System verzichten und ohne Intensivpflege auskommen, aber das macht ja nichts, weil es anderen ebenso zugemutet werden kann aber jetzt bist du halt an der Reihe - Win - Win?. Problem gelöst? Oder siehst du nun wo der Denkfehler liegt?
Dass du die Worte faschistisch und menschenfeindlich in der Verneinung verwendest, weist ja darauf hin, dass du genau weisst oder spürst, dass wir uns mit deinem Vorschlag im Sumpf der Eugenik bewegen.
Das Gute ist, jeder ist lernfähig und inder Lage, seine Denkmuster, Glaubenssätze und Vorstellungen zu hinterfragen - aber nur weil es möglich ist, ist es noch lange nicht einfach und jedem möglich.
Und der einfache Fakt, dass dich keiner zwingt, hier zu leben, war weder als Aufforderung noch als Imperativ gemeint, sondern als nicht zu verleugnende Tatsache und Fakt. Das ist einzig und alleine deine Entscheidung. Ich lasse abweichende Meinungen gerne zu, schätze sie sogar sehr, aber nicht, wenn im Namen (oder Deckmantel) der Toleranz menschenverachtende Haltungen vertreten werden. Ich stehe für die Freiheit, und somit für das Leben - das Leben aller.
Ich vertrete die Haltung, dass man bei politischen Massnahmen Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen muss. Es gibt eben nicht nur das Interesse von ganz alten Menschen, noch älter zu werden. Sondern auch das Wohlbefinden und die Freiheiten der anderen. Warum soll das weniger Wert sein?
Ich würde sagen, dass ich in der ganzen Corona-Krise ungefähr die Haltung des schwedischen Staats vertrete, dessen Zugang entspricht am ehesten meinem Gefühl von Ausgewogenheit. Nun war ja Schweden bisher nicht dafür bekannt, ein faschistisches, menschenfeindliches Regime zu sein. In den Augen von Leuten wie dir ist es das aber jetzt. Da hat sich die Wahrnehmung vieler in eine merkwürdige Richtung verschoben.
Interessant finde ich besonders deine Bemerkung: "Es zwingt dich keiner, hier zu leben." Also mit anderen Worten: Wenns dir nicht passt, dann verschwinde! Das finde ich eine ganz gefährliche Haltung, die mich an die Zeiten des tiefsten Kalten Krieges erinnert: "Ab nach Moskau mit den Linken!" Abweichende Meinungen nicht zuzulassen, ist nicht eben ein Zeichen von Toleranz.

Das Demonstrationsverbot finde ich auch absolut übergriffig: Wenn sich Protestierende auf einem Platz so aufstellen, dass der Abstand rundum 2 m beträgt (6-Eck-Formation), so besteht (gemäss Abstandhalteregel) kein Risiko einer Weitergabe des Virus.
Deine anderen Kritikpunkte finde ich aber übertrieben: Du darfst dich (in der polizeilich kontrollierbaren Öffentlichkeit, bei dir zuhause kontrolliert das ja niemand) treffen, mit *wem* du willst, aber nicht mit mehr als 4 Leuten. Die Aufforderungen sind zwar penetrant, aber schränken nicht wirklich ein; abgesehen davon stört mich an den Schutzmasken bloss, dass ein Lächeln nicht mehr gesehen werden kann (oder auch ein Lätsch), aber in geschlossenen Räumen finde ich sie sinnvoll, wie auch das Abstandhalten; draussen ist beides nur sinnvoll wenn Gesprächspartner sich gegenüberstehen.
Und mit dem Tracking liegst du ganz falsch, denn es soll ein Tracing implementiert werden (Tracking = mit Bewegungsverfolgung, Tracing = ohne solche). Meines Erachtens überschätzen die Behörden aber die Nützlichkeit des Tracings; Experten aus Südostasien haben davor gewarnt, sich von der Technik zuviel zu versprechen (z.B. wegen vielen Fehlalarmen da Trennwände zwischen Personen nicht erkannt werden können, etc.).
Wie die Notverordnungen in reguläres Recht umgesetzt werden, und was das Parlament daraus macht, bleibt abzuwarten. Eine Möglichkeit wäre ja auch, schon jetzt Kontakt mit Parlamentarier*n aufzunehmen, damit sie daran erinnert werden, dass sie nebst diversen Lobbies auch die Stimmbürger* vertreten... Falls epidemie-spezifische Bestimmungen aber zeitlich unbegrenzt/uneingeschränkt gültig gemacht werden sollen, unterstütze ich ein Referendum auf jeden Fall.
Die ethische Frage die du aufwirfst, ist ja nur eine aus einem ganzen Knäuel an Fragen: Wie soll eine Wachstums-, Technik-, Machbarkeits- und Fortschrittsgläubige Gesellschaft, die den Tod verdrängt, mit einem Virus umgehen, das all dies (eventuell/partiell zumindest temporär) infrage stellt? Dieses Thema ist schon schwierig genug zu diskutieren ohne eine aktive Epidemie. Meines Erachtens kann die Politik über dieses Thema in einem demokratischen Staat nicht entscheiden, da ist jede/r Einzelne gefordert - muss dafür aber auch informiert und interessiert sein. Meines Erachtens ist der einfachste Weg, hier zu einem Ergebnis zu kommen, dass jede/r zwingend eine detaillierte Patient*enverfügung ausfüllen muss, in der zu den kritischen Fragen (selbstverständlich revidierbar) festgelegt wird, ob und wie behandelt werden soll. Zusätzlich sollte noch gefragt werden, welche Krankenkassenpräme man* maximal zu bereit ist; diese Angabe müsste dann zusammen mit den anderen Angaben anonym an das BAG übermittelt werden, damit ein allfälliger gesellschaftlicher Widerspruch zwischen Zahlungsbereitschaft und Behandlungswunsch an die Bevölkerung zum Nachdenken kommuniziert werden könnte...
Danke für deine Antwort. Für mich ist es keine Perspektive, das gegenwärtige Regime auf unbestimmte Zeit weiterzuführen. Da geht in meinen Augen sehr viel Lebensqualität für einen zweifelhaften Nutzen verloren. Wenn es dich nicht stört, dass du in der Öffentlichkeit mit 4, aber nicht mit 5 Leuten zusammenstehen darfst, ohne von der Polizei weggewiesen zu werden, dann bist du ein genügsamer Mensch.
Offenbar bist du zum Schluss gekommen, dass diese Massnahmen "jetzt halt einfach nötig" sind. Das ist dein Recht, manche meine Freunde denken auch so. Aber mich erschreckt es, wie wenig Dissens zur Regierung in der Krise zu hören ist. Die Menschen scheinen ein grosses Bedürfnis nach Führung zu haben. Und die Medien verkommen zu Sprachrohen des Bundesrats.
Meine erste Forderung wäre auf jeden Fall, dass man politische Meinungsäusserung im öffentlichen Raum - unter Einhaltung der Distanzregeln - wieder zulässt. Ich bin zwar normalerweise kein grosser Demonstrant, aber in diesem Fall würde ich auf die Strasse gehen. Soweit ich sehen kann, ist das z.B. in Deutschland möglich. Die Kriminalisierung von Demonstranten geht in meinen Augen gar nicht. Es ist so, als ob die Polizei nur auf diese Gelegenheit gewartet hätte, endlich mal Demonstrierende im grossen Stil verzeigen zu können. Es gibt ja auch Staatsrechtler, die sagen, dass in diesem Punkt das grundsätzliche Demonstrationsverbot verfassungswidrig sei.
Was das Tracing betrifft, so gebe ich dir - zum jetzigen Zeitpunkt! - Recht. Ich bin informiert, wie das funktioniert und dass angeblich alles freiwillig und datenschutzgerecht ablaufen soll. Ich glaube aber, dass dies nur der erste Schritt in die Richtung von mehr Überwachung sein könnte. Ich habe Angst, dass unter dem Vorwand der Sicherheit Überwachungsmassnahmen eingeführt werden, die dann nicht mehr so einfach verschwinden. Die ganze Welt geht in diese Richtung, und leider sieht man immer wieder, dass ein Grossteil der Menschen damit einverstanden ist, wenn die Überwachung angeblich die Sicherheit erhöht. Ich will niemals chinesische Zustände in Europa. Es geht schneller als man denkt.
In der Frage der lebenserhaltenden medizinischen Behandlungen wird auf unsere Gesellschaft auch noch viel Konfliktpotenzial zukommen. Wenn es so weitergeht wie bisher, dass die maximale Anzahl Lebenstage für jedes Individuum das höchte gesellschatliche Ziel darstellt, dann werden wir irgendwann die Hälfte unserer Einkommen dafür ausgeben, die 90-Jährigen am Leben zu halten.
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