Kommentare

Sorry, in der Diskussion werden hier zwei Sahen vergessen:
1. Der soziale Gedanke der KK ist, dass alle und wirklich alle versichert sind. somit eine Prämie bezahlen die unbekümmert dem aktuellen Gesundheitszustand und sozialem Status gleich hoch sein wird. Wir gesunden zahlen für die Kranken und können erwarten, dass bei einer eigenen Krankheit die Kosten/Prämien gleichbleiben sind. Jeder der einmal eine grössere Operation oder eine Chronische Krankheit hat oder hatte, dankt dem heutigen System.
2. Eine Einheitskasse kann, wenn überhaupt, nur die Verwaltungskosten reduzieren. Verwaltungskosten der heutigen KK betragen im allg. 6-10 % der Prämieneinnahmen. Eine, sicher theoretische Reduktion der Verwaltungskosten von 50% wäre somit eine Prämienreduktion von 3-5 %. Was bei meiner Prämie ca. CHF 100.- im Jahr wäre. Tatsache ist aber, dass eine Umstellung und Aufbau einer Einheitskasse sicher in den nächsten 5-10 Jahren, zuerst einmal teurer sein wird (Gebäude, neues Personal, Informatiksystem etc.).
Jeder überobligatorisch Versicherte kann, bei einer Annahme der Initiative, seine Arzt und Spitalrechnungen künftig an zwei Orten einreichen. Die Rechnungen werden dann zweimal geprüft. Auszahlungen erfolgen an zwei Orten und jede Kasse muss ja auch aus Sicherheitsgründen Reserven bilden. Somit werden die administrativen Kosten, mindestens für diese Versicherten, verdoppelt. Toll?
Als 70. Jähriger kenne ich noch die Zeit, als Spitäler und das Gesundheitssystem grundsätzlich im Fokus und Interesse des Kantons und deren Bürger war. Damals wurden Steuergelder verwendet für den Aufbau und Unterhalt der Bezirks- und Kantonsspitäler. Jeder Kanton war stolz die besten Geräte und Ärzte zu habe. Also damals wurden Steuergelder von natürlichen Personen und Firmen für das Gesundheitswesen verwendet. Heute muss alles mindestens kostendeckend, wenn nicht gewinnorientiert organisiert sein. Dies war auch für mich ein Rückschritt des sozialen Gedankens im Gesundheitssystem.
Somit, eine Einheitskasse bringt nichts!!!!!!!!!!!

an cocoa: bin bei der Atupri, schreib dir eine PN.

@cork - bei welchen KK bist du denn, dass diese Selbstverantwortung motivieren? Würde mich interessieren, vielleicht wechsle ich dann...

An cocoa: ich meine ganz grundsätzlich, dass ein Gesundheitssystem nur gesund ist und funktioniert, wenn es ein Nonprofit-System ist. Das heisst, rechte Löhne, Gewinne fliessen in Forschung, Aufklärung oder was auch immer in der Art. Von so einem System sind wir meilenweit entfernt. Wenn eine Aenderung nun passiert, geben sich alle zufrieden und denken, es würde schon alles besser. Aber wie kann alles besser werden, wenn an dem Ort, an dem die Kosten ständig in die Höhe getrieben werden, nichts geändert wird.
Und ja, es stimmt, man hat einen minimen Spielraum für Selbstverantwortung heute, weil alles bei den Aerzten liegt. Aber man muss sich heute doch immerhin ein paar Gedanken machen zu den Modellen, die angeboten werden. Und man kann eine KK wählen, die Leute zur Selbstverantwortung motiviert. Das ist wenig, aber besser als gar nichts. Denn wenn man gar nichts mehr entscheiden kann, überlässt man total alles den andern und das finde ich ungesund. Wie gesagt: es muss sich was ändern, finde ich auch, nur müssten da einfach bessere und gesündere Ideen auf den Tisch.

Es wäre nur zu schön, eine öffentliche Krankenkasse könnte etwas ausrichten gegen ein aufgeblähtes Wirtschaftssystem, das sich Gesundheitswesen nennt! Aber ich glaube nicht daran.
Und klar gehe ich abstimmen, denn wenn sich nichts verändert, wird sich was verändern müssen. Und ich traue den PolitikerInnen durchaus noch bessere Ideen zu!

@cork - also das die Selbstverantwortung unterstützt wird, finde ich gar nicht. Im Gegenteil, es wäre langsam an der Zeit das dies gemacht wird. Ich renne nicht gleich zum Arzt, wenn ich was habe, sondern versuche immer zuerst mich selber zu heilen. Meinst du wirklich diese Kosten werden von der Krankenkasse übernommen? Ohne ärztliche Anordnung läuft nichts. Es ist dem System also lieber das ich gleich zum Arzt hösele und damit unnötig Zeit beim Arzt verbringe sowie Fehlzeit beim Arbeitgeber generiere und dann noch Chemie (die Pharmaindustrie lässt danken) einwerfen soll… Oder wie hast du das ganze gemeint? Ich finde die Entscheidung betreffend Einheitskasse auch schwierig. Alles beim alten lassen und sich mit dem zufrieden geben? Oder lieber das Risiko eingehen, dass eine Veränderung stattfindet, die positiv wie auch negative sein kann?

Wieso wird hier eigentlich immer das Kostenargument gebracht. Durch das aktuelle System generieren wir Arbeit, Jobs, Erhöhen das BIP, schaffen Aufträge in der Werbe-, Marketing-, Medienindustrie etc.

@cork: Da kann ich dich beruhigen. Ich war lange Zeit in .de gesetzlich versichert und hatte selten das Gefühl, dass ich ein Patient zweiter Klasse wäre. Sogar Zähne sind zum Teil mitversichert. Man kann natürlich auch private Zusatzversicherungen on top bezahlen, wenn man z.B. Einzelzimmer im Spital will. Englische Verhältnisse haben wir in Deutschland keinesfalls.
Lustigerweise gibt es dort aber wie hier in der Grundversicherung zig öffentliche Kassen, die genau das gleiche zahlen dürfen, aber sich trotzdem die Mitglieder abspenstig machen wollen. Deshalb haben wir auch die gleiche Diskussion zum Thema Einheitskasse.

Ok, dann müsstest Du konsequenterweise gar nicht abstimmen oder leer einlegen. Denn Dein Argument, dass es im bestehenden System besser würde, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Das jetzige System gibts schon lange und es hat sich noch keinen Millimeter in die von Dir gewünschte Richtung bewegt...

an Zur Buche: Es ändert sich natürlich noch nichts am System, wenn alles so bleibt, wie es ist. Aber dann müssen neue Ideen her, die Kosten in den Griff zu bekommen. Nicht zu vergessen ist auch, dass zB in Deutschland nebst den öffentlichen KK private dasselbe anbieten. Das hat dort zu einer Zweiklassenmedizin geführt. Könnte hier auch passieren. Klar, vorerst dürfen keine privaten mehr eine Grundversicherung anbieten, aber dafür wird sich mit der Zeit eine Mehrheit finden. Bin ich fast sicher. Die Wahlfreiheit von heute hat einen gesunden Nebeneffekt: die Leute übernehmen eine gewisse Verantwortung. Machen sie das auch noch, wenn sie gar nichts mehr mitbestimmen können? In meinen Augen ändert sich tatsächlich erst etwas, wenn das Gesundheitssystem nicht mehr wirtschaftlichen Interessen unterworfen ist.

@Sargnagel: Scheinst ein verblendeter Ideologe. Vergleiche mal staatliches Eisenbahnsystem in der Schweiz und privates in England. Deine Aussage ist nachweislich falsch.

Der Staat hat noch nie etwas besser, effizienter und billiger gekonnt als die Privatwirtschaft.

Und was soll sich ändern an dem "wirtschaftlichen System" wenn Du gegen die Einheitskrankenkasse stimmst? Ich stimme dafür. Die Kosten der Abwerberei sind gigantisch. Werbung, Marketing, Provisionen für Vermittler. Jedes Jahr rennen die Drückerkolonnen auf Kosten der Allgemeinheit erneut rum. Englische Verhältnisse werden wir hier nie haben, denn wir sind nicht in England, sondern in der Schweiz. Schaut nur mal, wie effizient unsere Staatsbetriebe sind, egal ob Post oder SBB oder Swisscom. Da habe ich in der Schweiz keinerlei Angst vor einer Einheitskasse.

"in einem wirtschaftlichen System will jeder so viel wie möglich verdienen. Daran ist nichts Unlauteres": Tja, das sehe ich ziemlich anders. Auch wenn es viele nicht schert: Eine solche Haltung ist höchst amoralisch und verwerflich. Genau daher rühren die meisten Probleme unserer Zeit. Also: extrem unlauter!

an Heri: Aerzte sind auch nur Menschen, in einem wirtschaftlichen System will jeder so viel wie möglich verdienen. Daran ist nichts Unlauteres, das sind einfach Fakten. Und ob die Einheitskasse Präventionsarbeit leistet, wissen wir alle nicht. Fast ein wenig naiv ist es zu glauben, dass die Krankenkassen Ruhe geben werden, wenn man ihnen die Grundversicherung "weggenommen" hat. Die werden private Versicherungen verkaufen wollen und neue Angebote kreieren. Aus Deutschland hört man immer wieder, dass genau das zu einer Zweiklassen-Medizin geführt hat! Wer garantiert uns, dass das hier nicht auch passieren wird?