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Legobrievierf: Auszug aus dem Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates (20.4.2009):..Die Weko prüfte darauf hin, ob der Sammelrevers ((also eigentlich die Preisbindung)) zu einer Erhöhung der Sortimentsbreite, einer grösseren Vielzahl der verlegerischen Produkte oder zu einer Verbesserung des Absatzes führt. Die Weko befand, dass die wirtschaftliche Effizienzwirkung des Sammelrevers nicht nachweisbar sind.
Der Bundesrat folgerte, dass damit nicht nachgewiesen werden kann, dass die Buchpreisbindung notwendig sei für die Erzielung der kulturpolitischen Leistung.
...aber man kann das natürlich auch anders deuten.

@lucid: Ich bezog das "Glück gehabt" auf die Schweden, nicht auf Deine Argumentationssuche ;-)
Aber zum Thema Zusammenhang zwischen Buchpreisbindung und Titelvielfalt etc.: das ist ganz einfach nicht richtig. Die Buchpreisbindung fördert die Buchvielfalt und die Strukturen. Das haben mehr als genug Studien belegt. In all unseren Nachbarländern ist die Buchpreisbindung daher seit jeher als taugliches Instrument verankert, durch alle politischen Parteien hindurch breit akzeptiert, von der Kundschaft sowieso. Breiter Konsens allenthalben. Will die Schweiz mit ihrem kleinen Deutschweizer Markt hier wirklich ein Sonderzüglein fahren?

Legovierf, ja, ich bin wirklich froh um dieses Beispiel, ohne wäre ich ja komplett aufgeschmissen. Nichts desto trotz haben empirische Untersuchungen der Wettbewerbsbehörde gezeigt, dass zwischen Buchpreisbindung, Titelvielfalt, Sortimentsbreite und Buchhandelsdichte kein Zusammenhang besteht. Eine Preisbindung ist deshalb das falsche Mittel zur Förderung des Kulturgutes Buch.

@lucid: Glück gehabt! In Schweden herrscht Konjunktur und schwedische Autoren haben einen beispiellosen Boom im Ausland erlebt. Es sei ihnen zu gönnen.

@zinemin: Ich meinte natürlich "Joghurt aus Schweizer Milch". Das wäre nämlich nicht mehr konkurrenzfähig. aber Du hast ja recht, das ist hier nicht Thema.
Ich finde nur, dass etwas laut geschrien wird aus neoliberalen Kreisen. Der Buchmarkt ist ein Klacks im Vergleich zu andern, weitaus stärker regulierten Märkten. Meiner Meinung nach darf das Buch als Kulturgut einfach nicht ausschliesslich dem Markt ausgeliefert sein.

Dass die Titelvielfalt ohne Buchpreisbindung per se abnimmt, stimmt nicht. In Schweden wird die höchste Titelrate pro Kopf von ganz Europa gemessen, obwohl seit 1970 keine Buchpreisbindung mehr besteht. Die Buchlandschaft in Schweden wurde laut dem dortigen Verlegerverband mit der Aufhebung der Preisbindung sogar bereichert.

@lucid: Die Buchpreise werden mit Preisbindung definitiv günstiger, das zeigen Vergleiche aus Frankreich und Deutschland (preisgebunden) mit England (Preisbindung aufgehoben). Schau Dir mal die Preisentwicklungen an:
www.ja-zum-buch.ch
Das Geld für die Kulturförderung stammt aus den Buchverkäufen selbst. In der Situation ohne Preisbindung werden immergleiche Bestseller mit Rabatten verschleudert (wenn ein Discounter wie Ex Libris 30% Rabatt gibt, entspricht das in einer kleinen Buchhandlung der gesamten Marge). Da die Rabatte wieder irgendwo hereingeholt werden müssen, werden Werke mit kleiner Auflage viel teurer verkauft. Dies betrifft Fachbücher wie auch Belletristik.
Mit Preisbindung können es sich Verlage leisten, mit den Erlösen aus sicheren und gut laufenden Büchern auch solche zu finanzieren, die ein grösseres Risiko darstellen würden. So verlagert sich der rein finanzielle Wettbewerb hin zu einem Umfeld, wo auch Kreativität, Innovation, Inhalt belohnt wird. Ohne Buchpreisbindung droht ein Einheitsbrei aus Discount-Bestsellern.

Ich bin schon etwas erstaunt. Plötzlich sollen die Bücher mit einer Preisbindung günstiger werden. Woher aber dann das Geld stammen soll, mit dem die Kultur gefördert wird, ist mir jetzt wirklich schleierhaft.

@Legovierf: Genau die Zölle auf landwirtschaftliche Produkte sorgen dafür, dass der Jogurtpreis HOCH bleibt! Warum sollten sich die Bauern sonst auch dagegen wehren?
Aber das ist ja nicht das Thema hier....

@bluebalu: Ja, die würde mich auch interessieren. Danke!

@Lego: Ich werde die Quelle von denen einverlangen.

@dare: Ja, Irland, Schweden, Finnland, Polen, Tschechien, Luxemburg habe ich nicht aufgeführt. Freut mich, dass du auch eine "Leserratte" bist. Die Buchpreisbindung ist jedoch kein Kartell. Bis 2007 wurde der fixe Buchpreis im sogenannten Sammelrevers festgehalten. Zu den unwahren Argumenten: Das Nein-Komitee schreibt, dass der Konsument mehr zahlt. Zitat: " Mit dem Preisdiktat durch die Verleger werden die Buchpreise steigen". Dies ist falsch: Seit der Aufhebung 2007 haben sich die meisten Buchpreise erhöht. Nur die Beststeller wurden günstiger!

@leenhoutsjohanna: Und nieder mit den Landwirtschaftssubventionen! Nieder mit Einfuhrzöllen! Möge der freie Markt das Joghurt 15 Franken kosten lassen!

@bluebalu: Das steht so auf der Internetseite des Nein-Kommitees, zusammen mit einem Link, der ins Leere läuft. Das macht die Sache noch lange nicht wahr. Aus dem Jahr 2004 habe ich wahre Zahlen gefunden:
"Zusammen genommen wendeten Bund (Pro Helvetia, Bundesamt für Kultur, Nationalfonds und Kantone im Jahr 2004 über die unterschiedlichen Förderungskanäle 11,3 Mio. CHF für Bücher und Literatur auf. Das Bundesamt für Kultur unterstützt die Nationalbibliothek mit 20,6 Mio. CHF und die Stiftung Bibliomedia mit 2 Mio. CHF."
(Schlussbericht Buch- und Literaturlandschaft der Schweiz
im Auftrag des Bundesamtes für Kultur, 2006)

Bin absulut gegen eine Buchpreisbindung. Es garantiert für nichts, und die Planwirtschaft ist in Osteuropa schon beerdigt, sollte es dann auch in der Schweiz sein. Wenn wir schon Buchpreisbindung hätten, wieso nicht auch eine Preisbindung für Kleider, .... Und dann noch, Lädeli-sterben gibt es überall. Und die Grosse (Verlage und Händler) profitieren. Wir sprechen noch immer von Verkauftpreis, aber nicht von einem Festeneinkaufspreis. (die ja bekanntlich für die Grosse viel tiefer liegt, als für die Kleine) Nein ich bin vor einen freien Markt. Die Argumenten sollten Kwalität (von der Dienstleistung und dem Inhalt) sein und nicht einen fixen Preis, die die Buchhändler zum Beamten macht. (ohne Dienstleistung!) Also gegen jedem Form von Preisabsprachen!!