Kommentare

bebra: doch, es wird sich was ändern: die werden merken, dass sich nichts merklich ändert und nach noch mehr Gesetzen schreien.
Orkus: ich hoffe, Du liest Deinen Kaffeesatz falsch.

für die svp ist ausländerfeindlichkeit viel interessanter, da kann man alle arten von ängsten der bevölkerung bewirtschaften. schau mal die plakate der svp der letzten jahre an: immer irgendwelche schreckensvisionen mit schwarzen gestalten und dergleichen. (manchmal frage ich mich, ob die plakatfarben rot-schwarz-weiss ganz zufällig die gleichen sind wie die flaggen-farben der nationalsozialisten).
sich für gerechtigkeit und sozialen frieden einzusetzen braucht hingegen ein völlig anderes vokabular, ich wüsste nicht mal, ab die svp-wählerschaft das kapieren würde.

Ich bin erstaunt wie sich das Volk über die Ausschaffungsinitiativer ereifert. Ob sie angenommen wird oder nicht, es wird sich nichts ändern. Die Spitzbuben, um die es geht, werden sich zu helfen wissen, ob Schweizer oder Ausländer. Die Initiative dient der SVP nur, um von wichtigen Themen abzulenken. Für die Zukunft des Landes ist die Steuerinitiative viel wichtiger. Nur mit Gerechtigkeit (wozu auch Steuergerechtigkeit gehört) und mit sozialem Frieden hat das Land eine Zukunft. Lassen wir doch die Totengräber mit ihrem Geld auswandern.

Dazu am Rande, aus dem grossen Kanton, der ähnliche und doch andere Probleme hat:

Minette: Ich denke, die kommen nicht zu uns, weil wir so flott und lässig sind. ;-)
Muss allerdings konkretisieren: Bei den Jugendlichen, die Tibi meint, geht es um 2. und 3. Generation. Die kamen nicht selber her, sondern wurden hier geboren.
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Ein ASBO ist wirklich cool, erhöht die Street-Cred und da wir wissen, dass Frauen für den schnellen Sex tendenziell den hirnlosen Muskelprotz, für Familie und Altersvorsorge den angepassten Fuzzi wählen, legt man mit ein paar Asbos am Revers wohl reihenweise abenteuerhungrige Mädels flach, die sich gerade in Eisprungphase befinden.
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Ernsthaft: Einen ASBO kriegst Du auch, wenn Du im Einkaufszentrum die Kapuze aufhast, weil Du dann auf CCTV nicht zu erkennen bist... oder Müll auf die Strasse schmeisst. Würde ich nicht im gleichen Atemzug mit australischen Sträflingskolonien nennen.

Wo du grad england als beispiel erwähnst, kann ich mir nicht verkneifen, zu fragen, ob das ev nicht nicht von ungefähr komme. Margaret thatcher, premierministerin, formulierte es in den 80er jahren mal so: "There is no such thing as society, only individual men and women and their families". keine gesellschaft, möglichst wenig staat, nur individuen und marktteilnehmer (konsumenten). das ist ein teil der wertebasis, nach der die westliche welt in den letzten 30 jahren gestaltet wurde. scheint früchte zu tragen.

Nehmen wir mal an, wir Schweizer sind so engstirnig und kalt - sollte man sich dann vielleicht nicht überlegen, ob es überhaupt angesagt ist, in dieses Land einzuwandern? Ich bin auch teilweise Ausländer und habe genau solche Werte eingetrichtert bekommen. Vielleicht ist es nicht ein Problem der Nationalität, sondern der sozialen "Klasse", wobei, wie du richtig sagst, so einige Schweizer auch ohne Anstand durchs Leben stolpern. Die Engländer versuchten bekanntlich, diese sozial Randständigen dann einfach in die Kolonien abzuschieben, bis jemand fand, das sei unmenschlich. Heute haben sie eine Verwarnung wegen "antisocial behaviour" (umgangssprachlich asbo genannt), tragischerweise sind die Kids stolz, wenn sie einen Asbo kriegen. Irgendwas läuft grauslich schief, nicht nur hier. Es gibt immer mehr Menschen, die nehmen, und immer weniger, die einen Beitrag an die Gemeinschaft leisten. Da verstehe ich den Staat, der findet, ok, dann wärs doch noch sinnvoll, wenn wir wenigstens nur für unsere eigenen Vollidioten sorgen müssen.

Minette: meine Mutter war Deutsche polnischer Abstammung und hat mir, obwohl nicht Schweizerin, grundlegende Dinge beigebracht. Umgekehrt gibts ja auch Schweizer, die entweder Steuern hinterziehen, betrügen, sich sonstwie am Staat bereichern. Ich stimme aber zu, dass es Länder gibt, deren Bürger nichts bis wenig vom Staat erwarten dürfen und deren Loyalität dem S. gegenüber sehr gering ist und erst mal gelernt werden muss. Ich würde das aber nicht nur am Herkunftsland festmachen, eher an der Bildung und Erfahrungen, die Einwanderer im neuen Gastland machen.
Bassam Tibi hat auf islamische Einwanderer in Deutschland bezogen mal gesagt, dass sich junge, in D geborene Muslime meist durchaus eingliedern wollen, dass aber, wenn sie dauernd auf Ablehnung oder Schikane stossen eine grosse Gefahr bestehe, dass diese Bereitschaft in Frustration umschlägt.
Bevor man mich falsch versteht: ich sage nicht, dass man alle Ausländer hätscheln oder sonderbehandeln müsse und von Staats her mit wasweissichwasfürwelchen Förderprogrammen eindecken sollte.. nur schon ein vorurteilsfreier Umgang im Alltag, Job und etwas Nachsicht mit normalen Anpassungsschwierigkeiten (damit mein ich nicht, einem Terroristen die Bombe über die Strasse tragen helfen, weil er zuviel Sprengstoff reingepackt hat und sie nun zu schwer ist, OK? ;-) kann ein Gefühl der Akzeptanz bewirken und eine positive Beziehung zum Gastland fördern. Da sich aber schon Schweizer über die hiesige soziale Kälte und allgemeine Engstirnigkeit beklagen, befürchte ich, dass wir dieses billige Instrument viel zu selten, geschweige denn flächendeckend einsetzen.

Offenbar geht es, die Bekannte hat es so gemacht. Und erst mit der Jobsuche begonnen, als das RAV sie zu so "pro Forma Arbeit" verknurrte.

minette, das klingt mir ein bisschen zu viel nach svp-propaganda (fuck off, ausländer). erlaubt das rav, dass man ein jahr in den ferien rund um die welt ist, und trotzdem einfach geld kassieren kann, wie du das schreibst?

Ich denke die Schweizer sind sich bewusst, dass wir hier eine Ausnahmesituation haben, die wir als Einheimische, mit einheimischen Eltern schätzen. Unsere Eltern haben uns eingetrichtert, dass man sich nicht bei der Sozialhilfe durchschmarotzert, dass man auf seine Mitmenschen acht gibt und nicht negativ aufzufallen hat. Viele Jugendliche halten dem Leistungsdruck nicht stand, klar, aber dieses Land wird nur weiterhin so funktionieren wenn auch noch der Hinterletzte begreift, there is no such thing as a free lunch. Übrigens sind viele Secondos fast die krasseren "fleissigen Bünzlischweizer" als die "Urschweizer", ihre Eltern kamen her um sich mit Arbeit ein besseres Leben zu verdienen und haben diese Werte an die Kinder weitergegeben. Diese sind dann aber oft auch eingebürgert worden und werden von der Initiative wohl unbehelligt bleiben.
Kleines Beispiel zum Thema "man versteht dieses Land als Ausländer oft falsch" - Eine ausländische Bekannte von mir hat sich GEFREUT als sie arbeitslos wurde, geil, von Staatskosten leben, super Sache. Sie ist ein Jahr lang um die Welt gereist und hat uns mit "aaaah, alles Loser die ihr im Büro hockt" Nachrichten und Fotos eingedeckt. So was macht man einfach nicht, wenn das alle täten, würde das System zusammenbrechen. Das haben wir richtigerweise so gelernt. Sie offenbar nicht.
Für mich gibt es ein ganz einfaches Konzept - Fit in or fuck off.

Trigor, teilt man das politische Spektrum in links-grünes und bürgerliches (liberal-konservativ) Lager ein, dann herrscht seit Einführung der Proporzwahl 1919 in der CH ein Verhältnis von ca. 1/3 zu 2/3. Diese Rechnung ist nicht von mir, findest Du übrigens auch in einem Wikipedia-Artikel über das Parteiensystem der CH.
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Ich gehe davon aus, dass die Probleme, die zurzeit in der Ausländerpolitik für heisse Köpfe sorgen, nicht gestern entstanden sind, sondern Ergebnis länger andauernder Entwicklungen sind und auf mehrere Faktoren zurückzuführen sind. Wenn man politisch einen grösseren Zeitraum beschreibt, kommt man nunmal nicht umhin, zu vereinfachen. Also 2/3 vs. 1/3 in CH seit 1919.
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Diese Systematisierung taugt weder für Randthemen noch für komplexere Analysen, zur Bestimmung der politischen "Grosswetterlage" wird sie aber nach wie vor angewandt (genauso wie links-mitte-rechts, was allerdings eindimensionaler ist..), wenn auch im Wissen darum, dass im Detail, also für den spezifischen Wetterbericht ;-), genauer differenziert werden muss.
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Zähl die aktuelle Zusammensetzung der Bundesversammlung nach Parteizugehörigkeit aus und Du kommst auf 170:78. 170 SVP, CVP, FDP, BDP, Lega, etc. und 78 sind Grüne und SP, inkl. PDA und Grünliberale. Es gibt relativ klare Zuordnungen, was links, grün, liberal oder konservativ ist. Den einzelnen Querschläger erfasst das nicht, logo, ist aber auch nicht so subjektiv wie Sicht der SVP, die alles was linker ist als die eigene Linie als linke Verblendung, Kuschelkurs und schlechte Schweizer abtut.
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Wenn nun dauernd getrötet wird, die Linke sei an allem schuld, was in der Ausländerpolitik schief gelaufen sei, dann frag ich mich wirklich, auf welche objektive Beobachtung sich diese Aussage stützt. War die Bundesverfassung in genanntem Kräfteverhältnis seit 1919 unfähig, der Ausländerpolitik (und aussenpolitischer Öffnung, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Liberalisierung und und und) eine andere Richtung als die der linken Minderheit zu geben? Haben die Linken alleine entschieden, wie die Einwanderung in die CH gehandhabt wird? Wie Integration von Statten gehen soll? Ob überhaupt? Catch my drift?
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Und klar haben Linke/Grüne Abstimmungen gewonnen. Zu Ausländerthemen haben kürzlich ja die Rechten abgesahnt. Die Zahlen beziehen sich aber nicht auf Abstimmungsergebnisse, sondern auf Wahlergebnisse. Und nicht auf das Gefasel und die Plakate und Schuldzuweisungen von politischen Parteien.
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Dass Du kein SVP-Schaf bist, glaub ich Dir sogar.
Erinnere mich aber dran, dass Du im andern Thread der Meinung warst, die Linke sei quasi schuld dran, wenn die Initiative angenommen würde, wegen deren sturen Blindheit.. Welche Blindheit meinst Du denn damit? Dass sie nicht sehen, dass sie keine Schäfchenplakate veräppeln sollten? ;-)
Vorausgeschickt: Ich bin durchaus der Meinung, dass es ihnen nicht gelungen ist das Thema Ausländer wählerwirksam zu besetzen, bzw. Ängste abzubauen, am Puls der Leute zu bleiben.
Aber wenn eine Partei eine solche Initiative anzettelt und anpreist, such ich die Schuld primär bei denen selbst, nicht bei den andern, die den Finger nicht aus dem Allerwertesten kriegen. Das find ich zwar auch Mist, aber nicht so schlimm wie die Brüllaffen der SVP, die sich als die Retter der Nation profilieren und dafür Sündenböcke und schwarze Schafe ins Feld schicken.

Vielleicht weil seit deren Lancierung bis heute wo diese Dinger auch wieder im Auftrag von der SVP überall hingepflastert werden zig mehr oder weniger gut parodierte Versionen davon in der Linken ecke Produziert wurden?

trigor, was ich nicht verstehe: weshalb sagst du 'die schäfchen plakate warmhalten'? diese rassistischen dinger hängen doch jetzt gerade zu hunderten in der stadt. nur blinde und svp-wähler reagieren auf den latenten rassismus nicht empört.

hä? sequelle? Was ist denn das für eine schräge Milchbüechlirechnung mit 1/3 seien links und 2/3 liberal-konservativ? Gerade so gut kann man sagen 10% sind grün und 90% sind rechts-liberal-konservativ-christlich-links. Du tust geradezu so als ob die Linken noch nie ihre Anliegen durchbringen konnten da die ärmsten ja lediglich über 1/3 Wähleranteil verfügen. Ist doch Blödsinn. Da faselst Du was auf dem Niveau der SVP die ja bei jeder Gelegenheit was von den Linken poltert und damit alles meint was etwas linker ist als die Exponenten im rechten FDP lager - oder eben die welche in einer Sache nicht gleicher Meinung wie die SVP.
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Was das ganze mit meiner Feststellung, dass es im linken Lager allerhand Tölpel gibt die das Schäfchen-Sujet der SVP schön warmhalten (und die gibt es), zu tun haben soll ist mir ein Rätsel. Darüber hinaus hab ich nirgends der SVP meine Sympathie oder Unterstützung zugesprochen sondern lediglich Linke Schönfärberei etwas zurechtgestutzt.