Kommentare

@titelthema: ja, wen wunderts? aber was wird sich dadurch ändern? niemanden, nichts - leider. ich muss leider glauben, dass die menschheit solange ihren "highway to hell" weiter geht, bis wir alle gänzlich kaputt sind.
@heilung: natürlich können psychische erkrankungen dauerhaft geheilt werden. allerdings ist dabei das wort "krankheit" schon irreführend, weil psychische störungen (ein besserer begriff) meines erachtens nach kein gebrechen, sondern ein seelisches leiden darstellen. die ursache solcher störungen bleibt solange vorhanden, bis die jeweilige person diese erkannt und gelöst hat. ich zum beispiel hatte bis anfang dieses jahres mein ganzes leben lang angst, ich war unsicher, hatte suizidgedanken, das ganze programm - bis ich dank eines guten buches gelernt habe, dass es keinen absoluten weg, sondern nur meinen weg durch mein leben gibt, den nur ich selber finden kann. et voila, jetzt, etwas mehr als 6 monate später geht es mir blendend und das leben ist wunderschön! ich habe mich sogar dazu entschieden, meine ausbildung abzubrechen und mich ganz dem brötli-job und der literatur zu widmen - mein 3. buch ist auf gutem wege ;D
@ heilung für die gesellschaft: auch möglich, es nennt sich NEMP - 1x NEMP für die ganze welt und ich bin sicher, dass in einigen hundert jahren alles viel besser ist.

@mary_jane_louis: Das seh ich gleich wie du (Der Knackpunkt mit der Heilung liegt also nicht in der Medizin, sondern im Individuum begraben). In meinen Worten ausgedrückt: JedeR muss (wieder) lernen, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen, erst dann kann eine Therapie auf diesem Gebiet fruchten. Ist nicht immer eine einfache Sache die Selbstverantwortung, doch das einzige, was Richtung Heilung (nicht nur Symptombekämpfung) führt.

Auch wenn's dadurch nicht einfacher wird: Die Psyche ist ja in sich auch kein einheitliches Gebilde. Unterscheidbar ist der eher bewusste gegenüber dem eher unbewussten Anteil, wobei dieser sehr viel ausgedehnter ist als der bewusste Anteil.
Der bewusste Anteil versucht oftmals, Gefühle und Wahrnehmungen zu unterdrücken / übertönen, die unangenehm sind. Eigentlich doch ganz "vernünftig": wer will schon leiden? Wird das ausgibig über längere Zeit gemacht, so kann sich das Unbehagen nur noch über den Körper ausdrücken, um den inneren Druck abzubauen - ein psychosomatisches Leiden also. Beim körperlichen Symptom ist es oftmals schwer zu verstehen, woher es kommt. Da scheint Tablettenmedizin schnell und wirkungsvoll zu sein, indem eine weitere Mauer über das eigentliche Problem gezogen wird...bis es dann noch vertrackter an einem anderen Ort auftaucht.
Die wichtigste Frage bleibt: Was können wir (jedeR für sich, wir als Gemeinschaft) tun, damit möglichst wenige zu solchen Leiden kommen.

Das Memorandum und die dadurch ausgelöste Diskussion sehe ich als Anfang eines Umdenkens, sozusagen die laufende Transformation des Zeitgeistes.
Ich neige auch eher zum holistischen Ansatz, weil ich glaube, dass die Psyche sich physisch manifestieren kann, wenn sie lange genug aus dem Gleichgewicht gehalten wird. Unsere sozialen Strukturen und das Zusammenleben verändern sich gegenwärtig schneller denn je zuvor. Die Globalisierung hat gerade erst angefangen und wir fühlen jetzt schon soviele Auswirkungen davon. Das verunsichert und zum Teil verursacht es wohl auch Angst, wenn die wirtschaftliche Umverteilung wie ein endloser Wirbelsturm über die Kontinente zieht. Alles ist auf Effizienzsteigerung und Wachstum ausgelegt. Wenn nach Reorganisationen die "Überlebenden" merken, dass sie selbst auch nicht mehr voll ausgelastet sind und wahrscheinlich in der nächsten Runde abgebaut werden, dann ist das Feld bereit für alle Arten von psychosozialen Leiden. In diesem Umfeld kann es nicht überraschen, dass diese Themen an die Oberfläche kommen. Es ist Zeit, unser heutiges Leben grundsätzlich zu überdenken und allenfalls zu hinterfragen, sobald sich der Zusammenhang mit unserem psychischen Befinden und allfälligen physischen Sympthomen offenbart. Die Verfasser des Memorandums sehen scheinbar einen Teil des "Eisbergs" und versuchen unsere Aufmerksamkeit zu erwecken. Alle Beiträge in diesem Forum zeugen davon, dass es vielen Leuten wichtig genug ist, ihre Gedanken dazu zu veröffentlichen anstatt TV zu schauen oder sonst was zu tun. Das finde ich sehr ermutigend und wenn sich alle Gedanken zur Körper/Geist Beziehung machen ist schon ein grosser erster Schritt in die richtige Richtung getan.

Das ist eben die Frage: was heisst eigentlich "Ganzheitliche Medizin"? Heisst das, man geht zum Chirurgen und danach noch zum Psychiater? Nur, wenn schon die Arbeitsbereiche der beiden so weit auseinanderklaffen, wie soll es dann zu etwas Ganzheitlichem werden? Der eine weiss ja nicht genau, was der andere macht. Und ich werde nur zum Spielball zwischen diesen Welten. Und wer schafft schon, alle Bereiche, die das Referendum erwähnt, unter einen Hut zu bringen?
Ich hab für mich für den Moment die Chinesische Medizin gefunden. Da fühl ich mich ganzheitlich abgeholt, von der Haarwurzel bis zum kleinen Zeh, von der Psyche über die Ernährung, über ... - aber man muss lange lange suchen, um einen geeigneten Heilpraktiker oder Mediziner zu finden, der's wirklich drauf hat.
Und genau das ist der Punkt, glaube ich: Aussen rum können die psychosomatisch ganzheitlich oder schulmedizinisch machen, was sie wollen, die Herrn Doktoren, - wenn du dich von dir aus nicht darauf einlassen kannst, spielt das, was die machen, gar keine Rolle. Der Knackpunkt mit der Heilung liegt also nicht in der Medizin, sondern im Individuum begraben.
Was nicht heisst, dass die momentane praktizierte Medizin mit all dem Pharma-Lobbyismus nicht mal wieder etwas mehr "back to the roots" im wahrsten Sinne, ein kritisches Hinterfragen, brauchen könnte.

Stimme dir voll und ganz zu, mjl. Nur: Das stellt doch das ganze obige Memorandum in Frage - oder nicht? Dieses sagt schliesslich, dass mit einer psychosomatischen, ganzheitlichen Medizin Heilung möglich ist.

und eine Psychotherapie halte ich nur dann für "heilsam", wenn a) das Vertrauensverhältnis zum Therapeuten top ist, b) man sich innerlich voll und ganz auf die Form der Therapie einlassen kann und c) wenn man die Therapie wirklich als Unterstützung erlebt, das eigene Leben meistern zu können. Es muss einem irgendwo was geben.
Stimmt einer der Punkte nicht, macht für mich die Therapie auch keinen Sinn, weil die inneren Widerstände dagegen dann zu gross werden.

@lucid: seelische Krankheiten, glaube ich, kann man nicht "heilen". Zumindest nicht im medizinischen Verständnis. Ich glaube, man kann nur lernen, damit mal mehr mal weniger gut zu leben. Und allein das ist schon eine riesen Herausforderung.

dass der mensch als einheit von körper und psyche zu betrachten ist, das sehe ich auch so. und dass jede krankheit psychisch begründet wäre, finde ich, kann man so nicht sagen. aber wenn es einem psychisch nicht gut geht, ist man ev. anfälliger, krank zu werden. von mir kenne ich das z. b., dass wenn grosse prüfungen anstanden, dann hält man gerade noch durch. und wenn sie vorüber sind, haut es einen ins bett.
und tatsächlich ist es eine verzwickte sache mit der psychologie, weil die ausbildung, die man auf den universitäten angeboten bekommt, nichts aussagt über die "psychische reife" eines absolventen. trotzdem gibt es heute einen wissensstand und verschiedene sehr gute ausbildungen. - auf der anderen seite gibt es aber sehr gut organisierte lobby-organisationen, die psychiater und die uni-psychologen (nicht zu reden von der pharma-industrie), die das monopol auf seriosität beanspruchen möchten. den ausweg aus dem dilemma sehe ich darin, dass ärzte sich eben auch psychologisch aus- und weiterbilden bzw. dass man generell mehr zusammenarbeitet.
aber der trend in politik und wirtschaft geht eher in die richtung, die pharma-industrie und die lobby-organisationen und ihre interessen zu schützen. dass dies oft nicht im interesse der hilfesuchenden ist, steht auf einem anderen blatt.

sequelle: habe nur meine "definition" auf deine frage von mjl kommuniziert ;-). so hast du auf deinen beitrag dass gewisse ursachen nicht findbar sind auch gerade meine ansicht.

alein: ich trenne da gar nichts, wie kommst Du da drauf? ich frage, wo eine medizinische Richtung "offiziell" die Grenze zur einer andern Richtung zieht, nehme die Frage von MJL auf. Rein definitorisch. That's all.
Ich glaub aber nicht, dass jede Erkrankung psychische Ursachen hat, bzw. wir die Ursachen jeweils feststellen/finden können. So Ansätze wie von Dahlke oder Dettlefsen halt ich, weil meist viel zu absolut verstanden, sogar für schädlich.

Ich war für längere Zeit auf einer psychosomatischen Abteilung, wo diverse psychologische und rein körperliche Behandlungenformen angewandt wurden. Als Fazit kann ich zwar sagen, dass in vielen Fällen Fortschritte zu beobachten waren. Doch die meisten der Entlassenen waren zwar körperlich in einer besseren Verfassung, seelisch aber immer noch ziemlich durcheinander. Ich weiss, dass die Behandlung psychischer Leiden länger dauert - lebenslänglich wahrscheinlich. Doch inwiefern Psychotherapie überhaupt heilt und ob nicht einfach die Zeit mithilft, da bin ich immer noch sehr unsicher.
Zudem zweifle ich auch etwas daran, ob die in diesem Memorandum geforderten Massnahmen tatsächlich zu einer Verbesserung der seelischen Verfassung der Menschen beitragen können. Für mich besteht da jedenfalls ein grosses Fragezeichen - vor allem deshalb, weil aus meiner Sicht die meisten seelischen Krankheiten von ganz tief in einem selbst drin kommen.

vorwärts, ich bin im fall nicht der Meinung, dass alle Krankheiten psychisch bedingt sind. Überhaupt nicht. Aber ich bin der Meinung, dass die Trennung von Körper und Geist Unfug ist. Demnach widerspreche ich Descartes - und wem sonst noch alles - vehement!
Menschen, die ernsthaft körperlich erkranken - leiden auch immer psychisch unter ihrer Beeinträchtigung. Erst zum Arzt - meistens sind es ja mehrere - und dann auch noch zum Seelenklempner zu rennen, machen aber die wenigsten, weil du irgendwann die Schnauze voll hast von den ganzen Weisskitteln.
Ganzheitliche Medizin kann da meiner Erfahrung nach sehr viel mehr bewirken. Ich für meinen Teil spreche jedenfalls sehr darauf an. Alles ganz ohne Humbuk. Körper und Geist können nur als Einheit heilen, nie getrennt voneinander.

@vorwaerts: diese spaltung zwischen geist und körper ist schon, laut alten vedischen schriften, noch viel älter. man spricht von ca. 5000 jahren
@sequelle: ich glaube nicht, dass man körperlische beschwerden vom geist oder seele trennen kann, denn der körper kann allein nicht funktionieren (auch wenn viele "wissenschaftler" anders glauben). die meisten menschen merken ja auch, dass sie nicht gleichem gemütszustand sind, wenn sie krank sind..

sequelle, psychosomatisch würde ich so erklären, dass eine psychische beeinträchtigung zu körperlichem leiden führt, ohne dass ein eindeutiger körperlicher-organischer befund vorliegt.
zur frage, ob nicht jede krankheit psychisch bedingt sei, muss ich etwas weiter ausholen. in der wissenschaftgeschichte spricht man seit descartes von einer trennung in leib und seele (wobei ich denke, dass man diese zweiteilung auch schon davor z. b. im christlichen weltbild kannte, aber da möchte ich mich nicht zu weit auf die äste hinauswagen). jedenfalls ist die spaltung in körper und seele spätestens seit rene descartes ein neuzeitliches phänomen. immer wieder gab es versuche, den menschen als einheit zu denken (holistisches menschenbild), insbesondere die tiefenpsychologie (freud, adler, jung, fromm und andere) betont, dass körper und psyche zusammenwirken. tatsächlich gibt es beispiele, wo menschen krankheiten ihres umfeldes (z. b. die pest) unbeschadet überstanden haben, ob wegen einer starken psyche oder weil ihr immunsystem so unbezwingbar war oder bloss aus glück, kann ich nicht sagen.
ich würde jedenfalls nicht psychische leiden gegen körperliche leiden ausspielen, sondern gegebenenfalls sowohl die ärztin als auch den psychologen aufsuchen.
ich habe heute stark den eindruck, dass man der medizin stark vertraut, obwohl da viele irrtümer vorkommen. der psychologie hingegen misstraut man oft und man unterschätzt die psychische dimension, sei es in fragen des individuums, der beziehungen oder der gesellschaft generell.
ich hoffe, ich habe mich da nicht zu kompliziert ausgedrückt, sonst einfach melden, gelle?!