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Wir, eine Journalistin & ein Abenteurer, leben & arbeiten seit März 2016 in unserem VW-Bus. In der Schweiz & in Europa.

Meine Stadt Wo unser Bus gerade steht
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#Vanlife: Hohe Berge, böse Menschen?

#Vanlife: Hohe Berge, böse Menschen?

Als uns Familienmitglieder vom Anschlag auf Touristen schreiben, haben wir gerade das Visum für Tadschikistan beantragt. Sollen wir trotzdem hinfahren? Wir entschieden uns dafür. Die Beamten sitzen in zu Zollbüros umfunktionierten Schiffscontainern, hintern dem wackligen Schreibtisch steht ein Ofen, darauf brodelte ihr Essen, auf den Feldbetten im Nebenraum dösen die, die gerade keinen Dienst haben und wir werden gebeten vor dem Eintreten die Schuhe auszuziehen. Wir sind unterwegs auf dem Pamir Highway, einer der höchsten Strassen der Welt, an der Grenze zwischen Kirgisistan und Tadschikistan. Wir haben zwar ein E-Visa auf dem Smartphone, aber der Strichcode wird nicht gescannt, sondern die Zahlen von Hand in ein dickes Buch übertragen. Als wir den Einfuhrzoll fürs Fahrzeug bezahlt hatten, wäre eigentlich alles erledigt. Einmal mehr relativ schnell und freundlich. Aber, wie im Internet vorgewarnt, versuchen nun weitere Beamte an drei Stellen Geld von uns zu verlangen. Die Männer werden wütend und einschüchternd, als wir uns dagegen wehren, worauf hin sie beginnen unseren Bus und uns mit dem Handy zu filmen. Was tun sie mit den Bildern? Schicken sie es an den nächsten Polizeiposten oder gar an ihre Freunde, die vielleicht irgendwas mit ISIS zu tun haben? Terror macht AngstDie Schlagzeilen der schrecklichen Anschläge auf Velo-Touristen zwei Monate zuvor ziehen durch unsere Gedanken. „Wer jetzt nach Tadschikistan reist ist blöd,“ hatte uns kurz zuvor jemand gesagt. Unsere Antwort damals darauf war: Dann darfst du auch an keinen Weihnachtsmarkt mehr, an kein Konzert, nicht mal an den Strand. Barcelona, Paris, London, Stockholm, Nizza, Berlin. Alle als Reiseziele gestrichen. Wir entschieden dem Land trotzdem eine Chance zu geben. Jetzt bereuen wir es fast. Was erwartete uns hier noch, wenn die offiziellen Stellen so drauf sind? Bis jetzt hatten wir an allen Grenzübergängen, bei jeglichen Polizeikontrollen auf der gesamten Reise nur Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erlebt. Die Zentralasiatischen Länder, inklusive Russland, haben sich entwickelt: Korruption war uns zuvor nirgends begegnet. Aber Tadschikistan ist mit Abstand das ärmste Land der ehemaligen Sowjetunion. Sehr wahrscheinlich verdienen die Zöllner so wenig, dass sie irgendwas tun müssen, um ihren Lohn aufzubessern. Wir haben aber aus Prinzip keine Lust dieses System zu stützen. Zumal die Beamten extrem unhöflich zu uns sind. Ihr Ziel haben sie nicht erreicht, dafür dasjenige der Terroristen: Sie schüren Angst. Wir verlangen von den Männern die Videos zu löschen, sie weigern sich. Schliesslich wird Dylan so laut, dass auch der zuständige Major aufgeweckt wird und sich einschaltet. Er lässt die Bilder löschen. Dann beschwichtigt er uns, aber die Aktion seiner Männer lässt uns den ganzen Tag missmutig und irgendwie geknickt durch die unglaublich schöne Hochgebirgslandschaft fahren. War es wirklich gut hier zu sein?Wir dürfen nicht generalisierenAls wir Tadschikistan anderthalb Wochen später auf der anderen Seite des Pamir Highways verlassen, fragt der Zollbeamte: „Hat es Ihnen bei uns gefallen?“ Wir müssen nicht überlegen „Ja! Sehr!“ Die Menschen in Tadschikistan sind uns, abgesehen von der Grenze, überall mit einer unglaublichen Gastfreundschaft aufgefallen. Wo die Berge am steilsten und kargsten sind, haben uns die Menschen mit der grössten Wärme und Herzlichkeit empfangen, die wir je erlebt haben. Nicht nur auf dieser Reise, sondern (aus unserer Erfahrung her) global gesehen. In fast jedem Dorf hatte man uns zu Tee eingeladen. Und Tee bedeutet hier nicht ein Glass heisses Wasser mit Kräutern drin, sondern einen Tisch prall gefüllt mit Joghurt, Butter, Kekse, Äpfel, Brot und Fleisch. Wir haben zudem entlang der holprigen Pisten so viele Äpfel, Aprikosen und Tomaten geschenkt erhalten, dass wir daraus Kuchen, Konfitüre und Suppe machen mussten. Die Einladungen waren zahlreich und jeder, der uns begegnete, vom alten Mann bis zum kleinen Mädchen winkte uns zu. Wenn sie uns nicht mit einer Einladung zum Tee stoppten, so legten sie zum Gruss die Hand aufs Herz und nickten freundlich in unsere Richtung. Sogar die Menschen auf der anderen Seite der Grenze, da wo nur ein Fluss Tadschikistan von Afghanistan trennt, winkten fröhlich zu uns hinüber. Wir fühlten uns nach den unschönen Erlebnissen bei der Einreise nie bedroht, sondern überall mehr als willkommen, was die Angst verblassen und die Freude zurückkehren liess. War es eine gute Idee hier gewesen hier zu sein? Ja, definitiv, denn unentschuldbare Aktionen einzelner Individuen dürfen nicht generalisiert werden. Weder in Tadschikistan noch sonst wo. > Wir freuen uns darauf Euch am 25. Oktober in Biel persönlich kennen zu lernen. Wir erzählen aus fast drei Jahren leben im Bus und wie es ist als moderne Nomaden zu arbeiten und unterwegs zu sein. Dazu natürlich auch Geschichten aus Zentralasien. Mehr Infos und Tickets unter www.ride2xplore.com

Unser zwei-sprachiger Vlog über das Leben im Bus.


 
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