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Wohlstands-Bequemlichkeit
Auge um Auge, Hype um Hype. An der Front der Clubbühnen, werden die Fusssoldaten des Synthie-Sounds praktisch im Wochenrhythmus verbraten. Derweil es sich die englischen Electropop-Generäle in der Teppichetage bequem machen. Zu bequem?Stadiontournee statt Frühpension: Wenn es gilt, Arenen wie den Zürcher Letzigrund zu füllen, muss der Nachwuchs einpacken – vor den wieder- oder weiterhin vereinten Klassikern, diesen Sommer gastieren Robbie Williams, Guns’n’Roses und: Depeche Mode! Mit Konzerten sichern sie ihre Rente. Und für Konzerte braucht es einen Anlass, zum Beispiel ein frisches Album.Skepsis schien im Fall der Letzteren angebracht, angesichts der Vorzeichen: Mr. Gahan jammert im Clip „Where’s the Revolution“ über die Lethargie des Wohlstands, beschwört den Aufstand von unten und erinnert dabei (tschuldigung, Dave) nicht nur optisch an U2-Bono. Solche Spitzfindigkeiten stampft „Spirit“ jedoch mit maschinell unterkühltem Beat ziemlich bald in Grund und Boden.Die Soft-Goth-Halbgötter flirten mit der Apokalypse, frönen der epischen Untergangsmusik, welche ihre Jünger erwarten. Sie zeichnen ein Weltbild in Grautönen, in welchem der Optimismus ein Schattendasein fristet. Natürlich, zwischen Galgen und Gewehren, Abgründen und Trostlosigkeit kommt auch die Liebe zur Sprache. Ohne dass jedoch der Tonfall ändert. „I will surround you with my love“, presst Dave Gahan einmal heraus. Es klingt wie eine Drohung.Also, routiniert saubere Büez, frei von Überraschungen, fern von Wohlstands-Bequemlichkeit. Wer die 13 bisherigen DM-Platten hortet, kann „Spirit“ getrost hinter „Delta Machine“ einordnen. Und im Regal schon mal Platz für Nummer 15 frei lassen.6/10LIVE: 18.6. im Letzigrund ZürichMarco Rüeggwww.piratenradio.ch
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Wohlstands-Bequemlichkeit
Auge um Auge, Hype um Hype. An der Front der Clubbühnen, werden die Fusssoldaten des Synthie-Sounds praktisch im Wochenrhythmus verbraten. Derweil es sich die englischen Electropop-Generäle in der Teppichetage bequem machen. Zu bequem?
Stadiontournee statt Frühpension: Wenn es gilt, Arenen wie den Zürcher Letzigrund zu füllen, muss der Nachwuchs einpacken – vor den wieder- oder weiterhin vereinten Klassikern, diesen Sommer gastieren Robbie Williams, Guns’n’Roses und: Depeche Mode! Mit Konzerten sichern sie ihre Rente. Und für Konzerte braucht es einen Anlass, zum Beispiel ein frisches Album.
Skepsis schien im Fall der Letzteren angebracht, angesichts der Vorzeichen: Mr. Gahan jammert im Clip „Where’s the Revolution“ über die Lethargie des Wohlstands, beschwört den Aufstand von unten und erinnert dabei (tschuldigung, Dave) nicht nur optisch an U2-Bono. Solche Spitzfindigkeiten stampft „Spirit“ jedoch mit maschinell unterkühltem Beat ziemlich bald in Grund und Boden.
Die Soft-Goth-Halbgötter flirten mit der Apokalypse, frönen der epischen Untergangsmusik, welche ihre Jünger erwarten. Sie zeichnen ein Weltbild in Grautönen, in welchem der Optimismus ein Schattendasein fristet. Natürlich, zwischen Galgen und Gewehren, Abgründen und Trostlosigkeit kommt auch die Liebe zur Sprache. Ohne dass jedoch der Tonfall ändert. „I will surround you with my love“, presst Dave Gahan einmal heraus. Es klingt wie eine Drohung.
Also, routiniert saubere Büez, frei von Überraschungen, fern von Wohlstands-Bequemlichkeit. Wer die 13 bisherigen DM-Platten hortet, kann „Spirit“ getrost hinter „Delta Machine“ einordnen. Und im Regal schon mal Platz für Nummer 15 frei lassen.
6/10
LIVE: 18.6. im Letzigrund Zürich
Marco Rüegg
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Sehnsuchts-Soundtrack: ELBOW
Alle drei Jahre veröffentlicht die britische Rockband Elbow eine neue Platte. Jede dieser dreht sich um Themen zwischen Melancholie, Sehnsucht sowie Liebe. Und genau diese Mischung macht sie so gut.
Elbow können gewissermassen als Spätzünder bezeichnet werden. Der Durchbruch mit dem Geniestreich «The Seldom Seen Kid» erfolgte 2008, fast zwanzig Jahre nach Bandgründung. Dafür aber richtig: Seither stauben die Briten Preis um Preis ab, ohne von ihrer klassischen Formel abzuweichen. Tradition ist hier Trumpf – noch heute besuchen Guy Garvey und seine Kumpanen ihr Lieblingspub, man gibt sich bodenständig und bescheiden.
Dass nach diesen zweieinhalb Dekaden mit Schlagzeuger Richard Jupp erstmals ein Mitglied die Band verliess, schien der Musik nicht zu schaden. Die Songs auf «Little Fictions» sind als Gegenthese rhythmisch, hittauglicher. Es groovt und schnauft, wobei immer wieder Garveys fantastische Stimme dem Sound das gewisse Etwas gibt. Garvey ist gegenwärtig einer der besten Sänger seiner Zeit, dank sei diesem Timbre! Ideal für die Kombination aus sanftem Jazz, elektronischen Elementen und Orchesterklängen vom Hallé Orchestra aus Manchester. Dabei beweisen Elbow vor allem auch: Wenn man beharrlich an einer Sache dranbleibt, wird sich dies irgendwann lohnen.
8/10
Stoph Ruckli www.piratenradio.ch
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TRENTEMØLLER: im Kaufleuten
Er ist wohl Dänemarks gefragtester Export seit der Polizeistation von Lego, zumindest für Fans von Electronica. Und auf der Bühne wird aus dem Studiotüftler und Soundästheten Trentemøller darüber hinaus ein entfesselter Live-Act, der so manche Rockband in die Tasche steckt.
„The Last Resort“ von Trentemøller ist für Fans von anspruchsvoller elektronischer Musik das, was „Last Resort“ für die letzten fünf übriggebliebenen Anhänger von Papa Roach ist: ein absoluter Triumph und fester Bestandteil einer jeden guten Playlist. Vor etwas mehr als zehn Jahren erschien das Debütalbum von Trentemøller, der seither seinen schwelgerischen Sound mit sanftem 80s Einschlag stetig weiterentwickelte und in immer höhere Sphären überführte. Und so passte es wie die Faust aufs Auge, oder das „Enjoy“ aufs „the Silence“, dass der Däne 2013 auch Depeche Mode auf ihrer grossen Welttournee begleitete.
Ebenfalls als Komponist für TV und Film hat sich der Multiinstrumentalist inzwischen einen Namen gemacht, doch wer befürchtet, dass er bei Konzerten nur hinter einem Apparat steht und Knöpfchen dreht, kann aufatmen: Seine musikalischen Anfänge machte der inzwischen 42-Jährige in diversen Indie-Rock-Bands seiner Heimat Kopenhagen und versteht es noch immer ausgezeichnet, eine aufpeitschende Show fürs Publikum abzuziehen. So auch am 21.2., wenn Trentemøller mit seinem neuen Album „Fixion“ im Kaufleuten spielt.
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LIVE: 21.02. Kaufleuten Zürich Mehr News und Verlosungen auf Piratenradio.ch
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Pathosprügler: FOXYGEN
Ein ganzes Orchester packen Foxygen auf ihrem neusten Longplayer, um damit eine irrsinnige Show zu präsentieren. In der ganzen Opulenz vermischt sich der Sound aber alsbald zu einer pathetischen Mühseligkeit.
Eigentlich beginnt «Hang» gar nicht schlecht. Sam France orientiert sich dicht an einer The Rolling Stones- und Destroyer-Ästhetik. Letztere Inspiration schimmert insbesondere auf dem gelungenen Eröffnungstrack «Follow the Leader» durch. Danach stellt der Retroflieger aber auf Sinkflug. France geht stellenweise in der Produktion unter, wie bei Vorbild Mick Jagger scheinen seine Gesangsqualitäten limitiert. Auf Platte helfen da seine üppigen Live-Shows wenig.
In der Folge taucht immer mal wieder diese Kombination aus Klamauk und versuchter Coolness auf, was die beiden Kalifornier wohl als Dramaturgie verstehen. Doch wenn Drama, dann wohl jene eines B-Movie mit überspitzt spielender Schauspielerschaft und ausgiebigem Pathos – ein Querverweis zu The Room? Nein, das wäre dann doch zu hart. Aber trotzdem: das Geheule und Overacting, die viel zu penetrant eingesetzten Orchester-Parts, schlechte Schauspielkünste… Dann doch lieber zurück zu «…And Star Power». Das klang auch nach too much, aber wenigstens echt.
Stoph Ruckli
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THE NOTWIST: in der Roten Fabrik
Mit The Notwist kommt demnächst eine der wichtigsten deutschen Bands in die Schweiz. Die Truppe um die Acher-Brüder steht für ein ganzes Netzwerk an Innovation und prägt auch heute noch massgeblich. Inklusive dem wohl berühmtesten deutschen Akzent der Indie-Szene.
«Pick ap the phone», singt Markus Acher im herrlichsten Denglisch und ein Noise-Gewitter bricht los. Nebst Gitarren oder Drums surren auch elektronische Musikinstrumente, welche unter anderem von einem Nintendo Wii-Controller gesteuert werden. Gitarren, Drums, Elektronik: Das ist die Mischung, welche The Notwist spätestens mit dem legendären Album «Neon Golden» international berühmt gemacht hat.
Ursprünglich als Schülerband mit Punk, Rock und Metal-Vorlieben gegründet, gelten die Bayern heute zu den führenden Vertretern einer avantgardistischen Richtung, die irgendwie zwischen klassischem Indie und Noise pendelt. Immer wieder spielen die Mitglieder der Band auch in anderen Gruppen mit und Zeit ist folglich Mangelware.
Live-Auftritte sind also rar, begeistern aber umso mehr, wenn sie stattfinden. So geschehen beispielsweise am letztjährigen B-Sides-Festival in Luzern, wo die deutsche Truppe als Donnerstags-Headliner überzeugte. Und bald stattfindend in der Roten Fabrik. Dort darf alles und gar nichts erwartet werden – aber auf jeden Fall gibt’s Gitarren, Drums, Elektronik und Co.
LIVE: 2.02., Rote Fabrik Zürich
Stoph Ruckli www.piratenradio.ch
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Faust in die Fresse: THE XX
Ein Kaltstart als Auftakt zur dritten Platte: Auf „I See You“ deuten The XX an, dass sie stilistisch mehr können, als den kargen, todtraurigen Kuschelsound, für den wir sie doch so mögen. Zum Glück belassen sie es bei der Andeutung .
50 Monate Warten, und dann Faust in die Fresse: Eine kräftige Bläserfanfare brätscht uns ins Gesicht, die überläuft in zügigen Dancebeat. „Dangerous“ eröffnet den Nachfolger zu „Coexist“ (2012) in verstörender Manier – es scheint, als überrumple der ungewohnt offensive Sound sogar Romy Madley und Oliver Sim. Deren Stimmen wirken inmitten der tanzbaren Opulenz so unbeholfen wie Ü30er, die sich an eine Maturaparty verirrt haben.
In der Folge drosselt das mixende Mastermind Jamie „XX“ Smith sein Bollwerk und das britische Trio schippert in bewährt-beliebte Lo-Fi-Fahrwasser. Wobei es sich da durchaus vorwärts bewegt hat. Gitarren- und Bassgefrickel machen oft dem Sphärischen Platz. Und wenn Smith seine Arrangements subtil aufzieht, gelingen zum Sterben traurig wunderbare Lieder wie „Lips“ oder „Replica“, wo sich das wechselsingende Duo Madley/Sim dem Melancho-Flow hingibt und zu einer Stafette der Rührseligkeit aufläuft.
Okay, „Performance“ gerät etwas gar lahm, und „On Hold“, der zweite etwas zurückhaltendere Ausbruch auf den Dancfloor, trägt eher weniger zum stimmigen Gesamtwerk bei. Vielleicht am repräsentativsten für das Thema der Platte – Freundschaft – steht dafür „Brave For You“: Für die angesprochene Person, haucht Madley, tue sie „the things I’m afraid to do.“ Wie eben zum Beispiel: Discomusik…
6/10
LIVE: 18.2., St. Jakobshalle Basel
Marco Rüegg
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