Kommentare

ausdeutschen, hier: aus der Propagandasprache der globalen Konzerne übersetzen in die Perspektive der Arbeitnehmer.

Ristretto, kannst du mir erklären, was du mit "ausdeutschen" meinst?

Von solchen Gewerkschaften, wie z. B. in Deutschland, möchte ich lieber nicht träumen, denn das wäre wohl eher ein Albtraum und dann würde die Schweiz nicht dort stehen, wo sie heute ist. Aus irgendeinem Grunde ist Deutschland ja leider dort, wo es zurzeit wirtschaftlich steht. Nicht alleine durch die Gewerkschaften, aber sie tragen sicherlich einen Teil dazu bei, dass Unternehmer sich sehr gut überlegen müssen, jemanden fest anzustellen, weil er - auch bei Flaute - einen Teil der Belegschaft kaum noch loswird. Ich denke jedoch, dass es sozialer ist, wenn ein Teil der Belegschaft oder einzelne wegrationalisiert werden (wenn es denn sein muss), als wenn der ganze Betrieb gegen die Wand gefahren wird. Das ist dann nämlich nicht wirklich sozial ... Ich bin nicht klassisch "unternehmerfreundlich", denke aber, dass Flexibilität auf jeden Fall notwendig ist auf dem Arbeitsmarkt. Und ich meine natürlich nicht Willkür. Aber die Starre, die durch Gesamtarbeitsverträge etc. entsteht, ist nicht wirtschaftsfreundlich und hilft somit niemandem, am wenigsten den Arbeitnehmern.

Man muss das neoliberale Geschwurbel von Charles Hügli ausdeutschen: 'Wenns den Arbeitnehmern nicht passt, warten immer noch genügend willige Ausländer, die denselben Job machen wollen.'
Hügli, damit gewinnst allenfalls die Wählerstimmen der Finanzelite und Milliardäre in Herrliberg, aber sich nicht jene der Schweizer ArbeitnehmerInnen.

Charles, das gilt nur für junge, sehr gut ausgebildete Mitarbeiter. Die Illusion, jeder könnte das tun, trügt. Es gibt, auch hier in der Schweiz, immer noch viele, die nicht einfach gehen können, wenn es ihnen nicht mehr passt.

Gute Arbeitsbedingungen ergeben sich aus dem Wettbewerb zwischen Arbeitgebern. Heute kann man die Stelle oder den Beruf einfach wechseln, sogar international. Internet, Personenfreizügigkeit und Grossunternehmen machens möglich. Wenn ein Unternehmer schlechte Arbeitsbedingungen bietet, künden die Mitarbeiter. Das ist effektiver als Streiks.

Und es geht auch nicht allen gut. Viele Menschen in der Schweiz - auch Schweizer - haben Dienstverträge auf Honorarbasis, das sind zum Beispiel bei 100% ca. 4000 Franken netto, wobei hier das Urlaubsgeld schon inkludiert ist, d.h. man bekommt in den Ferien und zu Weihnachten keinen Lohn. Ausserdem sind 100% auch nie sicher und es kann jederzeit der Lohn oder ein Teil davon ausfallen. Und das bei verlangtem abgeschlossenen Studium.
Also so gut sieht es hier auch nicht für alle aus und die Gewerkschaften könnten hier noch viel tun...

Paperino, können Politiker am falschen Ort wohnen? Als Neuzuzügerin ist dir vielleicht nicht bekannt, dass vor 20 Jahren Zürich etwas anders ausgesehen hat als heute. Das Seefeld, und jetzt auch der Kreis 4 und 5 waren mal normale Wohnquartiere, bevor sie szenig und teuer wurden. Müssen jetzt alle Politiker, welche sich für die normale Bevölkerung einsetzen, wegziehen von dort wo sie bereits 10, 20 oder 30 Jahre wohnen, damit sie glaubwürdig sind? Weshalb nicht mal etwas weiter als bis zur Nasenspitze denken?
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bezüglich Gewerkschaften ist nicht wegzureden, dass diese immer weniger Unterstützung von der Bevölkerung haben. Es geht ja allen gut, weshalb also Gewerkschaften? Doch kürzlich haben sogar arbeitslose Banker sich wieder beklagt, dass sie keine Gewerkschaft hätten...

Paperino, mir ist das zu kurz gedacht. Ich finde es nicht gut, solche Sachen per se zu verteufeln. Wofür die Leute ihr Geld ausgeben, ist doch ihre Sache. Ich kenn Leute, die essen nur Nudelsuppe, laufen aber in Prada rum. Andere geben alles für ihr Auto, ihre Wohnung, ihre Plattensammlung etc. aus. Nur weil einer erste Klasse fährt, heisst es nicht, er sei schwerreich- ich gönn mir hin und wieder auch erste Klasse. Man darf von seinen Mitmenschen schon erwarten, dass er weiter denkt. Ich verschleuder mein ganzes Geld für Essen und Reisen. Wenn man mich nur so wahrnimmt, könnt man meinen, ich wär steinreich. ;)

mir sind die Gewerkschaften ein Dorn im Auge, seit ich Unia-Direktoren in der 1. Klasse der SBB habe fahren sehen, im Gebäude in Lugano ein A6 mit der Unia-Aufschrift gesehen habe, etc. etc.. Das sind für mich unglaubwürdige Vertreter einer Gesellschaftsschicht, von der sie selber ganz weit entfernt sind - in etwa so wie SP-Politiker, die am Züriberg wohnen.

nun, rosa L., ob das wirklich ein verdienst der gewerkschaften ist, sei dahin gestellt. sicher wurde einiges geleistet, aber von sicheren arbeitsplätzen kann wohl kaum mehr die rede sein… zumal die gewerkschaften sich ziemlich still verhalten zum thema altersdiskriminerung in der arbeitswelt. ein thema welches genau so tot geschwiegen wird, wie der tod selbst…
wo waren z.b. die gewerkschaften als es bis in die tagesschau ging, dass charles vögele ältere arbeitnehmerinnen einfach auf die strasse stellte, weil sie nicht mehr zu angestrebten image passen? oder wo sind sie jetzt, als kürzlich die grossbäckerei hiestand seine leute auf die strasse stellte?
da hört und sieht man gar nichts!
es wird ein bisschen lamentiert und man sei in verhandlung mit den veranwortlichen, aber geschehen tut nicht wirklich etwas.
bis jetzt hat noch keiner der bonzen und bosse auf druck der gewerkschaften, seinen eigenen reichtum zu gunsten der meist ärmeren belegschaft reduziert.
gewerkschaften wie wir sie aus dem ausland kennen, die auch schon mal wirklich einen öffentlichen dienst lahmlegen, dass es ALLEN wehtut, davon können wir nur träumen.

Du hast noch keine gebraucht. Aber du bist ja auch nich repräsentativ für die Gesellschaft. Und gerade Gewerkschaften, Genossenschaften, Mieterverbände etc stellen sicher, dass ein gewisser Standard bleibt. Ich bin froh, dass es sie (noch) gibt.

Meine Güte. Frag Dich doch mal, warum es uns beruflich - mit all den geregelten Zeiten, Ferien usw. - so gut geht. Könnte das evtl. einen Grund haben?
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