Ich empfinde Bern eher als eine träge Stadt, nicht unbedingt als spiessig. Ein Faktor dafür könnte Berns lange und reiche Vergangenheit sein, in dessen Schatten die heutige Stadt verblasst. "Altes Geld" und alte Strukturen bestimmen die heutigen Machtverhältnisse immernoch stark - Innovation und Unternehmergeist, stellt daher schneller eine Bedrohung des Status quo dar, als in "jungen Städten", wo Machtverhältnisse noch nicht so stark etabliert sind. Das verbreitetete Beamtenwesen könnte ein weiterer Faktor für die Trägheit sein. Diese Stabilität hat aber auch ihre guten Seiten: weniger Stress, Gemütlichkeit, Ruhe, alles Dinge die man im Alter schätzt :-).

Interessant, ich hätte Bern jetzt niemals als spiessig bezeichnet. Bern ist für mich sehr warm, heimelig und gemütlich. Ich erlebe die Menschen als ziemlich offen, entspannt und oft auch sehr progressiv. Es gibt sehr viele herzige lokale, bunte Events und vor allem schöne, entspannende Orte. Den Grossstadt-Kick hole ich mir gerne in andere Städten (habe auch schon in London gelebt), aber das Bern-Feeling ist etwas ganz Besonderes. Gemächliche Gemütlichkeit. Mit spiessig hat das nichts zu tun.

bern ist anders:

ich lebe heute im zürcher oberland (sehr ländlich), kenne aber sowohl zürich wie bern aus eigener, langjähriger erfahrung. zürich ist schneller, aggressiver, unterhaltender, auch oberflächlicher, aber bern ist deswegen überhaupt nicht spiessig, sondern gemächlicher, wärmer, tiefgründiger, menschlicher. bern braucht zeit und musse, um es zu entdeken - aber es lohnt sich auf jeden fall.

A propos spiessig:

Spiessig ist, wenn anscheinend coole und anscheinend unspiessige Zürcher Szenis gegenüber jeglicher Kritik an der Impfung und Corona-Massnahmen vehement und respektlos Kommentare teilen. Ich habe Verständnis, wenn man sich impft und sich für die Impfung ausspricht. Ja, es geht zum Beispiel bei einigen um die wirtschaftliche Existenz. Aber egal was der Beweggrund ist, sich für die Impfung auszusprechen, es gibt keinen Grund, andere auszuschliessen oder respektlos zu behandeln, nur weil die sich nicht impfen lassen wollen oder die Corona-Massnahmen als fragwürdig überdenken. Wie viele haben sich unfreiwillig freiwillig impfen lassen, damit sie weiterhin ihr aktives Sozialleben leben oder reisen können? Gerade kürzlich habe ich in einem Restaurant gelesen "...wir hätten es auch gerne anders..." Ich habe gerade einem Künstler zugehört aus Deutschland, der impfkritische Comedy macht. Auf der Bühne steht er zurzeit nicht mehr, da die Clubs sich um dem guten Ruf fürchten. WTF! Es wäre schön, wenn mehr Verständnis für Leute da ist, die für die Freiheit, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung auf die Strasse gehen.

'Spiessig' ist ein ziemlich spiessiger Begriff. Aus welcher coolen Stadt kommst denn du?
In Bern musst du eintauchen. Als Tourist würde ich auf einer Schweizreise maximal einen Tag in Bern einplanen, dann hast du gesehen, was es zu sehen gibt.
Was es zu Entdecken gibt, ist viel mehr. aber das braucht Zeit. Und idealerweise kennst du Leute in Bern, die Dich an der Hand nehmen, das machts noch etwas einfacher, die Bundeshauptstadt zu erkunden. Bern ist langsam (nicht träge, langsam...).
Wenn du allerdings auf 'instant gratification' aus bist, und deine Geduld und Aufmerksamkeitsspanne von Instagram und Netflix-Serien in 1.5-facher Geschwindigkeit auf ein minimum reduziert wurde, dann wirds schwierig, die schönen Seiten von Bern zu finden.
Dann sieh Dich besser in Zürich um, die Stadt mag ich sehr, da wirst du schneller auf deine Kosten kommen, Zürich ist viel niederschwelliger und zugänglicher. Das weiss ich aus Erfahrung...
Viel Glück & beste Grüsse,
Ein in Zürich wohnender Exil-Berner

Ist immer alles relativ, wenn Du mit Berlin vergleichst, ok, wenn Du mit Thun vergleichst ist Bern hypertrendy....

Liebe paper. thin. hotel.
Wenn dir Bern zu spiessig ist hast du zwei Möglichkeiten: entweder du versuchst das zu ändern, oder du suchst dir einen Wohnort, der besser zu dir passt.
Ich bin überhaupt nicht deiner Meinung und ich könnte mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, woanders zu wohnen.