Kolumne von Alex Flach: Wisi und die unerträgliche Bedeutungslosigkeit des Seins.

Früher waren Proteste schöne, teilweise Globus-umspannende und oft nachhaltige Bewegungen die sich nicht selten das Prädikat „Revolution“ redlich verdient haben. Heute verhält es sich mit dem Protest wie mit der Musik: Blendwerk siegt, nur noch einzelne Songs und keine Alben.

Manfred: „Stoppt das Hundetöten für die EM 2012 in der Ukraine!“
 
Wisi: „Das aufm Foto sind aber keine Ukrainer sondern Chinesen“.
 
Manfred: „Ach…“
 
Steinmetz: „Und das Foto ist auch schon älteren Datums“.
 
Manfred: „Dann töten die Ukrainer also gar keine Hunde?“
 
Wisi: „Vielleicht schon. Aber wer mag denn schon bei Leuten mitprotestieren, die ihre Followers mit Fake-Fotos ködern…“
 
Steinmetz: „Gar nicht so einfach, heute gegen etwas zu sein“.
 
Manfred: „Ausser du bist ein Computer-Nerd und stehst auf diese selten dämlichen ‚V for Vendetta’-Masken“.
 
Wisi: „Ach die von Anonymous ziehen doch auch gleich den Schwanz ein wenn es hart auf hart kommt“.
 
Steinmetz: „Und den Occupyisten ist es jetzt zu kalt geworden… sie protestieren jetzt im Stillen“
 
Manfred: „Und mich mit legasthenischen Plakaten nackig machen wie die Femen-Ostblockweiber mag ich mich auch nicht…“
 
Wisi: „Und Assange ist ein Frauenbelästiger…“
 
Manfred: „Und die einzigen die heute noch Steine werfen sind Botschaft-lose Hooligans und Krawalltouristen“.
 
Steinmetz: „Was willst du tun: Wir leben halt in einer Zeit, in der Bob Dylan längst von Rihanna abgelöst wurde und in der das Gros der sich im Aufbegehr-Alter befindlichen Menschen Paris Hilton keine Torte ins Gesicht schmeissen sondern so sein möchte wie sie“.
 
Manfred: „Immerhin töten sie in der Ukraine keine Hunde für den Fussball“.
 
Steinmetz: „Zumindest weiss man’s nicht genau“.
 
Wisi: „Wenn das durch ist, könnte man sich ja wieder mal wegen Darfur aufregen“.
 
Manfred: „Ach weißt du… das sind halt nur suspekte Dunkelhäutige in einem weit entfernten Land und keine niedlichen Wauwis“.
 
Wisi: „Stimmt“.